Internet über Satellit für Wohnmobile und Vanlife (Teil 1)

Satelliteninternet für unterwegs – zu jeder Zeit und nahezu weltweit und unabhängig zu GSM-Verbindungen verfügbar? Nicht erst seit Starlink von Elon Musk besteht die Möglichkeit, für Wohnmobile und Vanlifer ortsunabhängig ins Internet zu gehen.

Doch seit Starlink hat sich auch bei so manchem Anbieter für Satelliteninternet einiges geändert. Andererseits ist es in der Realität nicht immer so einfach, wie es in der Werbung oder Neukundenhotline des Internetproviders immer versprochen wird.

Um die Problematik von Satellitenverbindungen verstehen zu können, bedarf vorab einiger technischer Betrachtungen.

Satelliten und Satellitenverbindungen – technischer Hintergrund

Geostationäre und erdumlaufende Satelliten

Geostationäre Satelliten befinden sich stationär immer auf der gleichen Stelle. Bis auf ganz kleine Korrekturen, befinden sich diese Satelliten immer auf ein und der selben Position über der Erde. Eine gute Erklärung zum Thema geostationäre Satelliten findet man in diesem Artikel auf Wikipedia.

Vorteil bei der Verbindung zu einem Satelliten auf geostationärer Position ist, dass fest montierte Satellitenantennen nur bei der Einrichtung eingestellt werden müssen.

Der Nachteil an einer geostationären Position ist die große Entfernung, die bei einer Entfernung von ca. 36.000 km zur Erdoberfläche liegen.

Diese große Entfernung sorgt dafür, dass ein Signal von und zum Satelliten eine gewisse Zeit benötigt.

Bei Internetverbindungen über geostationäre Satelliten wird daher oft von hohen Latenz-Zeiten gesprochen. Zusätzlich kommt auch der technische Aufwand, welcher betrieben werden muss, um über einen Satelliten in geostationärer Position kommunizieren zu können.

Die vermeintlich hoch angegebene Übertragungsrate für Satelliteninternet ist somit nur eine Seite der Medaille.

Bekannte geostationäre Satelliten für Internetverbindungen sind Eutelsat 9A (ehemals KA-SAT), Hylas 1 und Astra 2E (SES Astra).

Das Gegenstück zu geostationären Satelliten sind erdumlaufenden Satelliten des amerikanischen Anbieters Starlink (Wikipedia-Artikel zum Starlink-Netzwerk). Diese sind nicht fest auf einer Position, sondern umlaufen die Erde in einer Höhe zwischen 550 und 600km. Vorteil dieser viel niedriger „fliegenden“ Satelliten ist natürlich eine deutlich geringere Latenz und der etwas geringere technische Aufwand im Vergleich zu geostationären Verbindungen.

Die Kehrseite ist jedoch, dass eine Satellitenantenne ständig nachjustiert werden muss, um mit den sich bewegenden Satelliten in Verbindung zu bleiben. Daher bewegt sich die Starlink-Antenne nach Verbindungsherstellung vollkommen alleine weiter.

Ergänzend zur den bereits genannten Gruppen der Satelliten gibt es auch die Möglichkeit des Datenverkehrs über das Global-Star– und das Iridium-Netzwerk. Beide Systeme sind jedoch vorrangig für die Satelliten-Telefonie konzipiert und von den Datenübertragungsraten zu gering, als das man wirklich von Internet über Satellit sprechen könnte.

Satelliteninternet für unterwegs – die Spotbeam-Problematik

Mit häufigen Standortwechseln und Datenverbindungen über Satelliten sind auch heute noch ein paar weitere Hürden zu bewältigen.

Grundsätzlich hat man zu geostationären Satelliten das Problem, nach jedem Standortwechsel die Antenne neu auszurichten zu müssen. Ebenso sollte man auch daran denken, dass einfach eine Parabolantenne auf dem Dach eines Fahrzeuges für die Verbindung zu einem geostationären Satelliten nicht stabil genug ist. Bereits kleinste Erschütterung genügen für die Beeinträchtigung der Satellitenverbindung.

Natürlich gibt es für bequeme Menschen eine entsprechende Alternative und man kann für teures Geld ein Antennensystem zu kaufen, welches sich am neuen Standort auf den jeweiligen Satelliten automatisch neu justiert und u.U. womöglich auch leichte Bewegungen ausgleichen kann.

Dies ist aber nur die eine Seite der Problematik mit dem Satelliteninternet und dem mobilen Leben – die andere befindet sich auf Providerseite.

Denn einem Standortwechsel muss der Satelliteninternet-Anbieter überhaupt erst zulassen. Hintergrund hierfür liegt an der s.g. Spotbeam-Technologie und dem Wechsel in einen anderen Spot des jeweiligen Satelliten.

Satelliten kommunizieren nicht über eine, sondern über viele Antennen. Genauer gesagt besitzen Satelliten mehrere Parabolantennen, bei welchen jede einzelne Antenne immer nur einen kleinen Bereich abdeckt. Diese Technologie nennt sich Spotbeam-Technik und ermöglicht eine effizientere Kommunikation von und zur Erde.

Würde nun ein Wohnmobil von Deutschland nach Spanien fahren, wäre dieses dann in einem anderen Spot-Bereich des Satelliten und müsste sich in diesem auch neu anmelden. Derartige Wechsel sind bei vielen Anbietern eigentlich eher unerwünscht. Grund dafür ist das Bestreben nach gleichmäßiger Auslastung der Satellitentechnik. Vermutlich ist dies auch einer der Gründe, weshalb die meisten Anbieter beim Wechsel zum einem anderen Spot eine extra Gebühr verlangen.

Sogar Starlink, welches nicht geostationär arbeitet und mit selbst ausrichtenden Antennen arbeitet, hat erst jetzt den Wechsel in andere Gebiete freigeschaltet. Zusätzlich verlangt das US-Unternehmen hierfür aber eine extra Gebühr von 25,-€ pro Monat (Stand Mai 2022). Siehe Meldung vom 02.05.2022 zur Einführung der Portabilität bei Starlink-Kunden in Spanien.

Neben all diesen technischen Hintergründen sollte man auch nicht vergessen, dass Datenverbindungen zu Satelliten, egal ob geostationär oder erdumlaufend, recht energiehungrig sind.

Selbst Starlink mit seinen modernen Antennen liegt in einer Leistungsaufnahme von bis zu 100 Watt. Ob man diese Energie über einen längeren Zeitraum aus der Batterie eines Wohnmobils zur Verfügung stellen kann oder möchte, sollte man bei seinen Planungen ebenso nicht vergessen.

Im nächsten Artikel zum Thema Satelliten-Internet werden wird uns mit den Anschaffungs-als auch mit den laufenden Kosten beschäftigen.

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